Museum für Schmiedekunst und Schneidwaren von Maniago
Das MAFC ist bestrebt, allen Besucher*innen einen barrierefreien Zugang zu gewährleisten.
Die Barrierefreiheit wird nicht als Service betrachtet, sondern als grundlegende Voraussetzung der Mission von Museen, die sich als inklusive Orte verstehen, die alle Besucher willkommen heißen.
Das MAFC befindet sich in Maniago, Via Maestri del Lavoro 1, ganz in der Nähe des Stadtzentrums.
Graf Nicolò di Maniago ließ das Wasser des Wildbachs Còlvera in einen Bewässerungsgraben umleiten, um die Felder im Süden des Wohngebiets zu bewässern und die Wasserkraft der Mühlen, Sägewerke und Eisenwerke entlang des Flusses zu nutzen.
Die Schmiede erkannten sofort die Vorteile der Wasserkraft für die Produktion und die Arbeitsleistung. In der Eisenschmiede wurden Werkzeuge für Bauern und Holzfäller, Messer, Schwerter und andere Waffen im Auftrag der „Serenissima” Republik Venedig hergestellt.
Der Eisenschmied von Maniago wird als „favri da gros” (Grobschmied) bezeichnet, ein Name, der sich auf die minimale Oberflächenbearbeitung der hergestellten Gegenstände bezieht. Entscheidend ist, dass sie schneiden und ihre Funktion korrekt erfüllen.
Die lange Tradition der Schmiede von Maniago ist also nicht den vorhandenen Rohstoffen zu verdanken, sondern der Wasserkraft, einem Element, das diesen Teil des Vorgebirges bei Pordenone stark geprägt hat.
Um das 18. Jahrhundert herum vollzog sich ein Wandel in der Produktion und der Arbeitsweise, der durch die Notwendigkeit bedingt war, Schneidewerkzeuge mit geringeren Abmessungen, aber mit glatterer Oberfläche und größerer Präzision herzustellen.
Die Technologie und sogar das Berufsbild des Schmieds aus Maniago änderten sich, und es entstand das Handwerk des „Favri da fin” (Feinschmied). Bei seiner Arbeit haben die Ästhetik und Form neben der Funktion einen hohen Stellenwert.
Der Favri da fin brauchte für seine Arbeit eine Schmiede, einen Schleifstein und eine Werkbank, aber keinen Graben mehr, dessen Wasser den Hammer bewegt, und so entstanden fast überall im Dorf Werkstätten.
Es wurden nun hauptsächlich Scheren, Taschen- und Tischmesser, chirurgische Werkzeuge und andere professionelle Instrumente hergestellt.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten großen Fabriken gebaut, in denen die Massenproduktion von Schneidwaren dank des Einsatzes von elektrisch betriebenen Maschinen mit weniger Zeit- und Arbeitsaufwand möglich war.
Co.Ri.Ca.Ma. (Coltellerie Riunite di Caslino e Maniago), die erste Fabrik von Maniago, wurde 1907 von dem deutschen Unternehmer Albert Marx gegründet, der bereits andere Betriebe in Solingen (Deutschland) und Caslino (Como) besaß.
So begann die Geschichte des Werks, das alle Einwohner von Maniago als „lo stabilimento” kennen. In der Nähe der großen Piazza Italia wurde das große moderne Fabrikgebäude errichtet, ein absolutes Novum für die Gemeinde und die gesamte Umgebung. Hier wurden die Schneideisen zum ersten Mal von strombetriebenen Maschinen hergestellt. Die Leistungsfähigkeit der mechanischen Bearbeitung begünstigte zusammen mit dem Wissen und dem handwerklichen Geschick der einheimischen Handwerker in der Folge die Gestaltung aller Produktionseinheiten.
Heute ist in dem sorgfältig restaurierten Gebäude der Co.Ri.Ca.Ma. das Museum für Schmiedekunst und Schneidwaren untergebracht.
Das „Modell Maniago” stand immer für ein Angebot an Klingen, das sich nicht so sehr an einer Tradition und einem bestimmten Typus orientierte, sondern vielmehr Neuheiten aufgriff und die Marktnachfrage mit einer geschickten Handelspolitik und einem genauen Produktionskonzept befriedigte: Tatsächlich wurden hier bereits Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 1.000 verschiedene Typologien von Messern und Schärfgeräten hergestellt.
Diese Aufmerksamkeit für den Markt ist also vor allem der Fähigkeit zur Anpassung an die Gegenwart und einer Vision für die Zukunft zu verdanken und ermöglicht es Maniago, in Italien und weltweit weiterhin führend in diesem Sektor zu sein.
Die Produktion zeichnet sich auch heute noch durch ihre Vielfalt aus, obwohl sich der Kontext völlig verändert hat, so dass man nun eher von einer Stadt der Klingen als der Messer sprechen sollte: Zu der traditionellen Produktion, die durch die Erforschung neuer Werkstoffe und den Fokus auf das Design umgestaltet und verbessert wurde, kamen neue Entwicklungsbereiche, wie z. B. Klingen für Schlittschuhe und die Lebensmittelindustrie, Korkenzieher und sogar Schwerter und Schneidewaffen für Sammler und das Kino bis hin zu Bauteilen für Gas- und Dampfturbinen und Flugzeugstrukturen, die den Kenntnissen im Bereich der Herstellung von Schneidklingen zu verdanken sind.
In den letzten 30 Jahren haben die Globalisierung und der internationale Wettbewerb die Unternehmen veranlasst, den Weg der Quantität zu verlassen und den der Qualität einzuschlagen, wobei sie auch die Faszination nutzen, die das Made-in-Italy auf die Kunden ausübt. Dies hat sich zweifellos auf die Anzahl der Aktivitäten und der Beschäftigten ausgewirkt, aber förderte auch eine stärkere Spezialisierung der Produktion und eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen.
Heute beschäftigen sich in Maniago etwa 70 Betriebe mit der Herstellung von Schneidwerkzeugen: Es handelt sich um kleine und mittelgroße Produktionseinheiten, deren Jahresumsatz größtenteils auf den starken Export – insbesondere in die USA, nach Deutschland, Frankreich und Nordeuropa – zurückzuführen ist.
Neben dem Museum bietet die Gegend auch verschiedene Routen, die zu Erkundungstouren einladen.
Das Fremdenverkehrsbüro IAT in Maniago steht Ihnen gerne zur Verfügung.
„Coltello in Festa“ ist eine Veranstaltung, die seit 2002 die jahrhundertealte Schmiedetradition der Stadt der Schneidwaren und die Arbeit ihrer Handwerker feiert.
Die Anregung dazu kam von Oreste Frati, einem Unternehmer des Sektors, in der Absicht, die Produktionsspezifik von Maniago mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs des Gebiets zu verbinden und einem möglichst breiten Publikum die zahlreichen Funktionen der unzähligen Schneideobjekte im Alltag zu vermitteln.
Sie findet jedes Jahr am ersten Septemberwochenende statt.
Jedes Jahr finden außerdem besondere zusätzliche Events zu dem Thema statt, die Erfahrungen im Zusammenhang mit der Verwendung der Klingen vermitteln und dieses Festival zu einem einzigartigen Ereignis machen wie auch die Gelegenheit geben, das Gebiet von Maniago und seine Besonderheiten zu entdecken.
Das Herzstück des Events ist die Ausstellung von Produkten, die in zwei Bereiche unterteilt ist:
- Der Messermarkt: eine große Ausstellung der lokalen Hersteller in den Hauptstraßen der Altstadt, bei der man nicht nur Produkte kaufen, sondern auch die Schmieden besichtigen kann;
- Ausstellung von handgefertigten Messern: Zahlreiche Kunsthandwerker aus ganz Italien und dem Ausland stellen während der Veranstaltung ihre Meisterstücke aus: Unikate aus kostbaren Materialien, die von Hand geschmiedet, bearbeitet und zusammengesetzt werden.
Im Stadtzentrum werden zahlreiche spezifische Verfahren vorgeführt, und Shuttlebusse bringen die Besucher kostenlos zu den Produktionsstätten, außerdem öffnen zahlreiche Werkstätten zu diesem Anlass ihre Türen und zeigen, wie die Klingen, die aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken sind, entstehen.